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04.11.2008Du-Ich-Wir: Was Hänschen lernt

Sozialverhalten spielerisch lernen

Wir werden immer größer, jeden Tag ein Stück... Dass es - anders als dieses Kinderlied suggeriert - manchmal gar nicht so einfach ist, größer und älter zu werden und immer wieder erneut an seiner Rolle zu modellieren, das entdecken schon die Kleinsten: War ich im vergangenen Kindergartenjahr noch neu im Kindergarten, so bin ich heute vielleicht schon großes Mittelkind und werde schon im kommenden Jahr Vorschulkind sein. „Sich in seiner Rolle finden", „neue Freunde finden" und „alte Freunde neu entdecken" sind Aufgaben, denen sich die Kindergartenkinder immer wieder neu stellen müssen, erzählt Anne Pagel-Blecher, Leiterin des Kindergarten An der Baumschule e.V. in Lechenich. Daher lehnen die Erzieherinnen des Baumschul-Kindergartens den Umgang mit den Kindern derzeit wieder ganz bewusst an einen Themenplan an, der zum Ziel hat, aus jedem „Du" und „Ich" ein „Wir" herauszuarbeiten. „Wir wollen uns ja als ganze Gruppe erleben", so Pagel-Blecher, „obwohl jeder anders ist und sich ja jedes Kind in jedem neuen Kindergartenjahr innerhalb der Gruppe erst wieder neu finden muss".

Bücher wie ‚Das kleine Ich bin Ich' und charakteristische Tiergeschichten werden den Kindern vorgelesen und gemeinsam besprochen. Und mithilfe der Farbenlehre lernen die Baumschul-Kinder, wie aus einem „Ich/Gelb" und einem „Du/Blau" ein „Wir/Grün" verschmilzt. Dabei müssen die Kinder den Themenplan gar nicht kennen, erklärt Pagel-Blecher, „sie müssen das erspüren".

Das Erarbeiten gelingt und „ergibt sich ja schon aus unserem Zusammensein", und die Erzieherin nennt Beispiele: „Du bist viel langsamer - ja aber ich schneide besser als Du". Den erfahrenen Erzieherinnen wird Sensibilität und Aufmerksamkeit abverlangt, um der individuellen Entwicklung jedes einzelnen Kindes gerecht zu werden und Regeln für den Umgang miteinander zu erklären. Ein Kind wegschubsen oder mit jemandem flüstern und dadurch ein drittes Kind ausgrenzen - den Kindern wird bewusst gemacht „Wie würdest Du Dich fühlen?" oder „Probier' doch mal das". „Wir besprechen mit den Kindern solche Situationen und bieten Ihnen Ideen zur Lösung an", so Pagel-Blecher.

Manchmal, so reflektiert sie aus dem Kindergartenalltag, brauche ein Kind eine Weile, um eine Idee umzusetzen, wie zum Beispiel „Wenn man nichts sagt, dann geschehen manche Dinge auch einfach nicht". Wenn ein Kind dann lernt, sich zu äußern, seine Anliegen und Wünsche zu benennen, dann ist für die gesamte Gruppe wieder etwas gewonnen. Denn damit findet sich das Kind fester in seine Rolle ein, macht sich stark für weitere Aufgaben, behauptet seine Position. „Niemand soll sich verbiegen müssen", führt Pagel-Blecher aus, „immer wieder muss Streit geschlichtet, müssen Lösungen entwickelt werden". Ein absoluter Grundsatz des Baumschul-Kindergartens ist „Wehtun ist verboten". Pagel-Blecher: „Die Kinder messen zwar ihre Kräfte, die Jungs raufen derzeit ziemlich wild, aber wir haben feste Regeln, die jedes Kind lernt: ist ein Kind unterlegen, liegt es am Boden, gibt es eine Kampfpause, Spielstopp. Rücksichtnahme im Umgang miteinander, darauf legen die Erzieherinnen großen Wert. Und Pagel-Blecher bekräftigt: „Unsere Kinder haben ein supertolles Sozialverhalten, das ist dann mit Beginn der Schule sehr gefragt!"

Kindergarten An der Baumschule e.V., An der Baumschule 23 in Lechenich, Tel. 7 63 84 oder Tel. 46 86 74.


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